Ab Mai 2024 bietet die Frauenklinik der Charité am Campus Virchow Klinikum eine neue Sprechstunde an, die sich speziell an Frauen richtet, deren Erstdiagnose einer gynäkologischen Tumorerkrankung vor mindestens fünf Jahren gestellt wurde und die mit den Langzeitfolgen ihrer Tumorerkrankung zu kämpfen haben.
Aktuell gibt es in Deutschland rund 5 Millionen Krebs-Überlebende; ca. 3,5 Millionen von ihnen sind sogenannte Langzeitüberlebende, bei denen die Krebserkrankung mehr als fünf Jahre zurückliegt. Viele Patient:innen leiden jedoch noch Jahre nach der Erkrankung an den Nebenwirkungen ihrer Erkrankung wie zum Beispiel unter Schlafstörungen, Polyneuropathie oder Fatigue. Bisher gibt es in Deutschland keine Anlaufstelle oder Ansprechpartner für Langzeitüberlebende – eine Versorgungslücke, welche die Charité – Universitätsmedizin Berlin gerne schließen möchte.
Ausgangsbasis der Sprechstunde ist das vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss der Krankenkassen geförderte Projekt „Survivorship Clinic“, welches von der Charité initiiert wurde. Seit dem Jahr 2021 wurden im Rahmen der Studie über 370 Frauen betreut, die ihren gynäkologischen Tumor länger als fünf Jahre überlebt haben. Das Projekt untersucht zum einen, wie eine individuelle Versorgung von Langzeitüberlebenden die Lebensqualität, den Gesundheitszustand und Langzeitnebenwirkungen verbessert. Zum anderen wird geprüft, wie sich eine solche Sprechstunde gesundheitsökonomisch auswirkt.
Die Rekrutierungsphase des Projekts Survivorship Clinic ist mittlerweile abgeschlossen und bis 2025 soll eine umfassende Auswertung erfolgen. So lange wollen Prof. Dr. Dr. Jalid Sehouli und Dr. Hannah Woopen, die die Studie leiten, jedoch nicht warten. Bereits ab Mai 2024 können sich Langzeitüberlebende mit gynäkologischer Tumorerkrankung in der Survivorship-Sprechstunde der Charité vorstellen. „Zwei Mal im Monat bieten wir dann die Sprechstunde an, in der Langzeitüberlebende zusätzlich zu der Tumornachsorge bei den niedergelassenen Kolleg:innen einmal im Jahr bei uns vorstellig werden können“, so Dr. Woopen, Leiterin der Survivorship-Arbeitsgruppe. Mittel- bis langfristiges Ziel sei es aber, dass allen Patientinnen deutschlandweit und flächendeckend eine Survivorship Sprechstunde angeboten werden kann und dies als neue Versorgungsform etabliert wird. „Im Gegensatz zu den sonst kurz getakteten Nachsorgeterminen können wir uns eine Stunde Zeit nehmen, um neben möglichen Langzeitnebenwirkungen auch auf Aspekte der Prävention wie z.B. Lifestylefaktoren wie Sport einzugehen“, erläutert Dr. Woopen. „Wir schauen auch nach anderen Erkrankungen sowie kardiovaskulären Risikofaktoren und klären die Frauen über das Risiko von Zweitkarzinomen auf; wir möchten dazu motivieren, Vorsorgeuntersuchungen wie z.B. Mammographien in Anspruch zu nehmen. Nicht zuletzt geht es uns aber auch um das Empowerment der Patientinnen, dass sie aktiv werden, sich organisieren und im besten Fall gegenseitig unterstützen.“
Interessierte Frauen können sich weiter informieren unter