Operation
Die Standardbehandlung des Ovarialkarzinoms ist als erstes nahezu immer eine Operation. Diese sollte innerhalb von 2-3 Wochen nach der Diagnosestellung erfolgen. Ziel der Operation sind die Diagnosesicherung, das Feststellen der Tumorausdehnung und die vollständige Entfernung von (sichtbarem) Tumorgewebe. Sollte dies nicht komplett möglich sein, so wird versucht, so viel Tumorgewebe wie möglich zu entfernen, denn je kleiner der verbleibende Tumorrest ist, desto besser ist die Prognose (das Langzeitüberleben).
Die Operation verfolgt drei Ziele:
Die Operation verfolgt drei Ziele:
- Sicherung und Umfang der Diagnose (durch histologische Analyse von Tumorgewebe)
- Feststellung der Tumorausbreitung
- Maximale Tumorreduktion bzw. -entfernung
Die Durchführung der Operation erfolgt über einen längs-gerichteten Bauchschnitt (Längslaparotomie) vom Schambein bis zum Bauchnabel und je nach Ausmaß der Operation sogar bis zum unteren Rand des Brustbeins. Normalerweise dauert eine Operation beim Eierstockkrebs 3-6 Stunden. Unter anderem aufgrund der Diagnosesicherung mittels einer Gewebeprobe. Diese untersucht der Pathologe direkt (Schnellschnitt) und teilt das Ergebnis dem Operateur telefonisch mit, der daraufhin über das weitere Ausmaß der Operation entscheidet. Die Operation umfasst in der Regel:
- komplette Austastung des Bauchraumes mit gegebenenfalls Entfernung von Teilen des Bauchfelles
- Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie), der Eileiter und Eierstöcke (Adnexektomie)
- Entfernung des großen Netzes, eines am Darm hängenden Lymphorgans (Omentektomie) und der vergößerten Lymphknoten (Lymphonodektomie) im kleinen Becken und entlang der großen Gefäße (Hauptschlagader, große untere Hohlvene)
- gegebenenfalls Blinddarmentfernung (Appendektomie), wenn es sich um einen schleimproduzierenden Tumor handelt
Zusätzlich werden, wenn nötig, alle weiteren Bereiche entfernt die vom Tumor betroffen sind. Dabei kann es sein, dass auch Organe oder Organteile entfernt werden müssen. Zum Beispiel die Milz, ein Teil der Leber, ein Teil des Zwerchfells oder häufiger ein Teil des Darmes. Wenn ein Teil des Darmes entfernt werden muss, wird in der Regel der betroffene Teil herausgeschnitten und die gesunden Enden direkt wieder zusammengenäht. Aber manchmal kann es auch notwendig sein einen künstlichen Darmausgang anzulegen, in der Regel dann, wenn der gesunde Darm zu kurz ist um eine direkte Verbindung anzulegen oder andere Nähte erstmal Ruhe vom Stuhlgang brauchen. In diesem Fall kann der künstliche Darmausgang nach einer Heilungsphase wieder zurückverlegt werden.
Nach der Operation verbringen Sie zunächst einige Stunden im Aufwachraum, dort werden Sie gefragt ob Sie Schmerzen haben und erhalten dort auch sofort zusätzlich Schmerzmittel, falls nötig. In der Regel wird nämlich schon vor der Operation durch die Narkoseärzte auch ein Peridualkatheter (PDA) gelegt, so wie es auch bei den Geburten üblich ist, der es möglich macht, dass Sie so wenig wie möglich Schmerzen haben werden. Aus dem Aufwachraum werden Sie wahrscheinlich für ein bis zwei Tage auf eine Intensivstation verlegt. Nach meistens 2 Tagen werden sie dann auf einer normalen Krankenstation weiter betreut, bis Sie in der Regel nach 10 Tagen nach Hause entlassen werden können.
Während Sie sich von der Operation erholen und mit Hilfe der Physiotherapeuten und der Pflegekräfte auf der Station so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen und sich zum Beispiel Ihren Tee wieder selber holen, werden die Ergebnisse der Operation und der feingeweblichen Untersuchung in einer Tumorkonferenz besprochen. In der Tumorkonferenz treffen sich Experten der Onkologie, Gynäkologie, Radiologie und Strahlentherapie und entscheiden gemeinsam welche weiteren Behandlungsschritte notwendig sind und Ihnen empfohlen werden.
Nach der Operation - Checkliste Fragen an meinen Arzt:
- Habe ich ein high-grade oder ein low-grade Karzinom?
- In welchem Stadium befindet sich meine Erkrankung?
- Welche weiteren Behandlungen empfehlen Sie mir?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten kommen für mich in Frage und warum?
- Welche Vor- oder Nachteile haben diese?
- Wie viel zeit habe ich, eine Entscheidung zu treffen? Empfehlen Sie mir, eine Zweitmeinung einzuholen?
- Wann ist mein nächster Termin?
Genetische Testung
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau. Etwa jede 10. Frau erkrankt daran im Laufe Ihres Lebens. Der Großteil dieser Erkrankungen tritt sporadisch auf, nur ca. 5 bis maximal 10% der Erkrankungen lassen sich auf einzelne Genveränderungen zurückführen und kommen somit in Familien gehäuft vor. Diese Genveränderungen können auch mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Eierstockkrebs einhergehen.
Die Testung für diese Genveränderung (BRCA 1 oder 2 Mutation) kann beim Eierstockkrebs auch für die Therapieplanung entscheidend sein, da es Medikamente gibt, die nur dann eingesetzt werden dürfen, wenn eine Genveränderung vorliegt.
Die genetische Testung kann mit einer Blutprobe und auch an einer Tumorprobe erfolgen.
Checkliste genetischer Brust- und/oder Eierstockkrebs
Der Verdacht auf eine erbliche Ursache von Brustkrebs kann nicht anhand einer einzelnen Erkrankung erhoben werden, sondern wird unter Berücksichtigung der Familiengeschichte gestellt. Liegt bei Ihnen eines der folgenden Kriterien vor, könnte eine genetische Vorbelastung vorliegen. Bitte sprechen Sie in diesem Fall Ihren Arzt an. Allen Frauen mit Eierstock-, Eileiter- oder Bauchfellkrebs sollte eine genetische Beratung angeboten werden.
Der Verdacht auf eine erbliche Ursache von Brustkrebs kann nicht anhand einer einzelnen Erkrankung erhoben werden, sondern wird unter Berücksichtigung der Familiengeschichte gestellt. Liegt bei Ihnen eines der folgenden Kriterien vor, könnte eine genetische Vorbelastung vorliegen. Bitte sprechen Sie in diesem Fall Ihren Arzt an. Allen Frauen mit Eierstock-, Eileiter- oder Bauchfellkrebs sollte eine genetische Beratung angeboten werden.
Familien mit:
- mind. drei Frauen sind oder waren an Brustkrebs erkrankt, unabhängig vom Alter.
- mind. zwei Frauen sind oder waren an Brustkrebs erkrankt, davon eine vor dem 51. Lebensjahr.
- mind. eine Frau ist oder war an Brustkrebs und eine Frau an Eierstockkrebs erkrankt.
- mind. zwei Frauen sind oder waren an Eierstockkrebs erkrankt.
- mind. eine Frau ist oder war an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt.
- mind. eine Frau ist oder war mit 35 Jahren oder jünger an Brustkrebs erkrankt.
- mind. eine Frau ist oder war an beideseitigem Brustkrebs erkrankt, davon das erste Mal mit 50 Jahren oder jünger.
- Ein Mann war oder ist an Brustkrebs erkrankt und eine Frau ist an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt, unabhängig des Alters.
- Eine Frau ist oder war an triple negativen Brustkrebs erkrankt.
- Eine Frau ist oder war an Eierstockkrebs erkrankt.
Chemotherapie
Nahezu ausnahmslos erfolgt im Anschluss an die Operation eine Chemotherapie zur Bekämpfung von im Körper verbliebenen bösartigen Zellen (adjuvante Therapie). Darüber hinaus kann die Chemotherapie vor einer geplanten größeren Operation zur Tumorverkleinerung (neoadjuvant) oder bei nicht heilbaren Tumorleiden zur Symptomlinderung (palliativ) eingesetzt werden.
Die erste Chemotherapie sollte innerhalb von 4 bis 6 Wochen vom Tag der Operation an erfolgen.
Chemotherapeutische Medikamente (Zytostatika) sind in der Lage, Tumorzellen abzutöten oder zumindest in ihrem Wachstum zu hemmen. Sie werden meist intravenös (in die Vene) verabreicht und verteilen sich im ganzen Körper und wirken auch im ganzen Körper. Die Chemotherapeutika (Zytostatika) greifen besonders schnell wachsende oder sich teilende Zellen an. Eine Eigenschaft, die besonders auf Krebszellen zutrifft. Allerdings sind davon auch gesunde Körperzellen betroffen, wodurch sich die begleitenden Nebenwirkungen der Chemotherapie erklären lassen. Glücklicherweise besitzen unsere gesunden Körperzellen, im Gegensatz zu Krebszellen, Reparaturmechanismen, um die durch Zytostatika entstandenen Schäden zu reparieren.
Dennoch werden als Nebenwirkung dieser hocheffektiven Therapie alle Ihre Körperhaare ausfallen. Nach Beendigung der Therapie wachsen sie aber sofort wieder nach. Auch wenn die meisten Patienten Dank unterstützender Medikamente fast ohne weitere Nebenwirkungen durch die Therapie kommen, können Übelkeit und Erbrechen und eine Schwächung der Immunabwehr und der Blutgerinnung auftreten. Es kann auch zu einem Kribbeln der Fingerspitzen und Handinnenflächen kommen durch die Wirkung auf die feinen Nervenzellen dort, in der Regel bilden sich diese Nebenwirkung, wie auch unschöne Verfärbungen der Fingernägel nach der Therapie wieder zurück. Bleiben Sie zu ihren Nebenwirkungen im Dialog mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin und den Pflegekräften. Sie können Ihnen sicher weitere unterstützende Maßnahmen anbieten, bevor es womöglich nötig wird die Therapie zu reduzieren oder abzubrechen.
Die Chemotherapie beim Eierstockkrebs besteht aus 2 Medikamenten, nämlich Carboplatin und Paclitaxel. Die Medikamente werden 6x in einem Mindestabstand von jeweils 3 Wochen gegeben. Eine Therapiesitzung dauert ca. 4-6 Stunden und diese nennen die Ärzte eine Chemotherapiegabe, der Zeitraum von 3 Wochen nach der Chemotherapie wird als Zyklus bezeichnet. Insgesamt erfolgt die Chemotherapie also in 6 Zyklen.
Vor der Chemotherapie wird Sie Ihr Arzt oder Ihre Ärztin aufklären und sie müssen auch unterschreiben, dass Sie der Behandlung zustimmen. In diesem Gespräch können Sie auch Ihre eigenen Fragen stellen.
Vor jeder Medikamentengabe ist eine Blutuntersuchung notwendig, um festzustellen ob Ihre Niere und Immunabwehr fit genug für die Therapie sind. Diese Blutentnahme kann auch in einer Praxis in Ihrer Nähe erfolgen, dann müssen die Ergebnisse der Blutuntersuchung bitte 2 Tage vor dem Chemotherapietermin an die Chemoambulanz gefaxt werden. Vielen Dank dafür. Außerdem benötigen wir die Angabe zu Ihrer Größe und Ihrem aktuellen Gewicht, da die Dosis der Therapie an Ihren Körper angepasst wird.
Die Chemotherapie sollte am besten über einen Port verabreicht werden. Ein Port ist eine kleine Metallkammer die auf dem Brustansatz unter der Haut platziert wird und mit dem Blutsystem verbunden wird. Dafür ist ein sehr kleiner Eingriff nötig, der in der Regel in lokaler Betäubung durch die Ärzte in der Radiologie erfolgt.
Antikörpertherapie / Erhaltungstherapie
Ergänzend zu einer Chemotherapie wird bei Eierstockkrebs der auch den oberen Teil des Bauchraumes betrifft der Antikörper Bevacizumab (Avastin) zur Behandlung zusätzlich zur Chemotherapie eingesetzt. Diese Antikörpertherapie bewirkt eine Hemmung des Krebswachstums in dem er die Neubildung von Blutgefäßen unterdrückt. Dadurch wird der Krebs, der sehr viel Blut braucht zum Wachsen, nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.
Diese Therapie wird in der Regel ab dem 2. Chemotherapiezyklus mit der Chemotherapie verabreicht. Nach der Chemotherapie sollte die Antikörpertherapie alle 3 Wochen weitergeführt werden für insgesamt 15 Monate. Die Haare wachsen in dieser Zeit schon wieder nach und auch die anderen möglichen Nebenwirkungen der Chemotherapie lassen schon nach.
Erhaltungstherapie:
Langsam halten auch die PARP-Inhibitoren Einzug in die Therapie, auch schon bei ersten Auftreten von Eierstockkrebs und sind nicht nur wie schon seit einigen Jahren bei den Rezidiven im Einsatz. PARP-Inhibitoren hemmen die DNA-Reparaturmechanismen von Tumoren.
Bestimmt wissen Sie, dass bei der Zellteilung zwei identische Kopien einer Zelle mit jeweils dem kompletten Satz an Genen (DNA) entstehen. Während dieses Verdoppelungsvorgangs können naturgemäß spontan Fehler in der doppelsträngigen DNA entstehen, z.B. in dem Stücke von der Erbinformation eines Einzelstranges abbrechen. Diese Fehler im Kopiervorgang sind auch mit eine der Gründe, warum Krebs überhaupt entstehen kann. Im Normalfall werden diese Fehler durch Gene (zum Beispiel BRCA1/2), die für die Bildung von Reparaturenzymen (wie die Poly-ADP-Ribose-Polymerase (PARP)) verantwortlich sind, behoben. Sind diese Gene aber so verändert, dass sie die Enzyme nicht bilden können, kann der Reparaturvorgang nicht vonstattengehen. Bei gesunden Zellen wäre das fatal, bei Krebszellen dagegen gar nicht so schlecht, da die DNA-Schäden das Tumorwachstum letztendlich zum Erliegen bringen können.
Also haben sich Forscher diese Vorgänge im zellulären Mikrokosmos zum Vorbild genommen und Medikamente entwickelt, die die krebseigenen Reparaturmechanismen gezielt hemmen: Die sogenannten PARP-Inhibitoren. Diese Enzymhemmer binden an den Komplex aus DNA und Reparaturenzym des Tumors, so dass u.a. der gesamte Doppelstrang bricht. Was bei normalen Körperzellen möglich ist, geht bei Krebszellen nicht: nämlich Doppelstrangbrüche zu reparieren. Stattdessen versucht der Krebs, Alternativwege zur DNA-Reparation zu finden, um zu überleben. Das führt zusätzlich zur Destabilisierung der DNA, bis die Zelle quasi in den „Selbstmord“ getrieben wird und das Tumorwachstum gänzlich zum Stillstand kommt.
Diese relativ neuen PARP-Inhibitoren arbeiten Hand in Hand mit Chemotherapeutika, die gezielt die DNA-Schäden im Tumor hervorrufen. Wenn die behandelnden Ärzte festgestellt haben, dass der Tumor Veränderungen (Mutationen) an spezifischen tumorunterdrückenden Genen aufweist, kann der Inhibitor in Kombination mit einer Chemotherapie oder als Erhaltungstherapie nach den Chemotherapiezyklen angewendet werden. Das ist besonders dann wichtig, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass der Tumor trotz Standardtherapie zurückkehrt, z.B. wenn er spät entdeckt wird. Die Therapie scheint zurzeit bei verschiedenen Krebserkrankungen, wie z.B. Brust, Eileiter, Bauchfell- und insbesondere Eierstockkrebs, tatsächlich auch gut wirksam zu sein. Studien zufolge zeigen PARP-Inhibitoren bei solchen Krebserkrankungen den Zeitraum bis zum Wiederauftreten des Tumors durchschnittlich von einem auf ca. vier Jahre zu verlängern.
Nebenwirkungen
Leider bleiben auch bei dieser Therapie Nebenwirkungen nicht immer aus. Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen, Verschlechterung der Leber- und Nierenwerte, Blutarmut und einen Mangel an Blutplättchen können mehr oder weniger stark das Wohlbefinden beeinträchtigen. Unter Umständen können die Nebenwirkungen auch so stark ausfallen, dass die Therapie unterbrochen oder verringert werden muss. Sollte eine solche Therapie bei Ihnen durchgeführt werden, wird Ihr behandelnder Arzt aber sicher immer im Dialog mit Ihnen bleiben und für Sie die erfolgversprechendste Option aussuchen. Wenn Sie Fragen hierzu haben, dann zögern Sie nie, diese zu stellen.
Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Noch übernehmen nicht alle Krankenkassen die Kosten für die Behandlung mit PARP Inhibitoren bei dem ersten Auftreten von Eierstockkrebs. Sie können aber Ihren Arzt bitten, einen Antrag auf Kostenübernahme zu stellen, wenn die Behandlung für Sie in Frage kommt. Alternativ kann Ihr Arzt vielleicht eine klinische Studie finden, in der Sie zugleich von der kostenlosen Behandlung mit dem Inhibitor und einer intensiven ärztlichen Begleitung profitieren.